Boxen eignet sich bestens als Schulsport
Es ist Samstagnachmittag: In der Champ Sportakademie in Ravensburg steht mit Seilspringen und anderen Einzel- sowie Partnerübungen Aufwärmen nach der Mittagspause auf dem Programm. "Tempo erhöhen", ermuntert Boxtrainer Jürgen Hauser die 13 Teilnehmer, darunter vier Frauen. Dann ertönt ein Signal: "Und stopp! Jetzt die Beine lockern", gibt Hauser weitere Kommandos. Es ist bereits das zweite Wochenende, an dem der Leiter und Coach zusammen mit Co-Trainerin Katharina Kimmel die viertägige Schulung "Fitness- und Leichtkontaktboxen als Breiten- und Schulsport" durchführt. Die Teilnehmer sind Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen und pädagogische Fachkräfte. Die Schulungskosten haben die Kinderstiftungen Ravensburg und Bodensee übernommen.
"Der Kurs befähige die Teilnehmer, das Boxsportangebot später in ihren jeweiligen Einrichtungen umsetzen", sagt Angelika Hipp-Streicher, Fachleitung der Kinderstiftung Ravensburg. Boxtraining stärke Körper und Seele und fördere die Persönlichkeit sowie das Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen. "Es ist gesund und gehört Experten zufolge zu den besten ganzheitlichen Fitnessprogrammen überhaupt", begründet sie die Motivation der Kinderstiftung. Beim Fitnessboxen stehe das Auspowern im Mittelpunkt, erklärt Hauser. Im Leichtkontaktboxen dürften alle Boxtechniken angewandt werden, harte Schläge aber seien verboten. Boxen fördere nachweislich Koordination, Kondition und Konzentration, verbessere die gesamte Motorik und eigne sich daher bestens als Schulsport, betont er.
"Das ist doch mal eine tolle Art von Lehrerfortbildung", lacht ein Teilnehmer, zieht Boxhandschuhe an und bearbeitet nach Hausers Anweisungen mit beiden Fäusten einen Boxsack neben dem Boxring. "Ich habe eher den Eindruck, dass meine Motorik heute manchmal außer Kontrolle gerät", stöhnt eine Lehrerin. Doch schon geht es für weitere Partnerübungen zurück in die mit Teppichen ausgelegte Halle. "Keine Hektik, ihr müsst im Kopf die Kontrolle behalten und gegenseitiges Vertrauen aufbauen", mahnt Hauser. Ohne Unterbrechung werden weitere Zweier- und Dreier-Kombinationen sowie andere Übungen durchgezogen. Am Ende des viertägigen Kurses seien die Pädagogen in der Lage, das Gelernte an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, sagt Hauser und lobt das große Engagement der Kursteilnehmer. Nur zwei von ihnen sind ohne Vorkenntnisse angetreten. Eine davon ist Andrea Grimm, Schulsozialarbeiterin an der Förderschule St. Christina in Ravensburg. "Ich gerate hier fast an meine Leistungsgrenzen", gesteht sie. Dennoch mache das Boxtraining großen Spaß und sie beabsichtige, das Gelernte an ihrer Schule umzusetzen - beispielsweise im Rahmen der Schulsozialarbeit. Gezielte Boxangebote für Kinder und Jugendliche, etwa in Form einer Schüler-AG, planen auch andere Kursteilnehmer. Es gebe viele Gründe, Fitness- und Leichtkontaktboxen als Breiten- und Schulsport anzubieten, gibt Hauser den Schulungsteilnehmern mit auf den Weg. Boxen unterstütze das soziale Lernen, mache körperlich fit, habe eine hohe Integrationskraft und fördere Mut, Kraft und Selbstvertrauen sowie Leistungsbereitschaft, Verantwortung und Disziplin.